Yoga – Vielfalt in der Einheit

Den Begriff „Yoga“ kennt jeder. Und jeder hat dazu eigene Bilder im Kopf …vielleicht die topgestylte Titelblatt-Schönheit in akrobatisch anmutender Haltung … oder eher der „Hippie“-Yogi mit Rauschebart, orangefarbenem wallenden Gewand vor Räucherkerze …

Jenseits aller Klischees: Das jahrtausendalte Übungssystem Yoga ist „in“ und die Bandbreite an Übenden könnte nicht größer sein: Manager aus DAX-Unternehmen, Hollywood-Stars, Top-Fußballer der Deutschen Nationalmannschaft, Kinder in Krippen, Senioren in Altenheimen, Büroangestellte in der Mittagspause… Etwa 2,6 Millionen Menschen üben Yoga, so die Ergebnisse des Berufsverbandes der Yogalehrenden in Deutschland (BDY) im Jahr 2014.

So vielfältig wie die Yoga-Praktizierenden sind auch Stilrichtungen. Selbst in seinem Ursprungsland Indien gab es nie den „einen“ Yoga. Bekannt wurde der Yoga in den 70er Jahren im Westen in Form des traditionellen, körperlich orientierten Hatha Yoga.

Inzwischen werden an die 40 Stilrichtungen gezählt. Zugegeben: verwirrend für den, der mit Yoga anfangen möchte.

Der Vorteil: Jeder Mensch findet den Yoga, der zu ihm oder ihr in der jeweiligen Lebenssituation passt.

Das Ziel ist – trotz aller Vielfalt – Eines: Körper, Geist und Seele (wieder) in Einklang zu bringen.

 

Viniyoga

Viniyoga ist ein wesentliches Kennzeichen der Tradition Krishnamacharyas. Das Sanskrit-Wort steht für die individuelle Anpassung und Anwendung der Übungspraxis an den Übenden. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen , seiner momentanen Befindlichkeit ebenso wie seiner Konstitution, Alter, Kultur, Beruf, Lebenssituation…

Im Viniyoga werden die Übungen angepasst an den Menschen und auf das, was er im Moment des Übens braucht. Dazu gibt es eine Vielfalt an Variationen der klassischen Körperhaltungen (asanas) und Atemübungen (Pranayama). Im Vordergrund steht die Wirkung der Übungen, weniger die perfekte Form.

Deshalb gibt es auch keine festgelegte Übungsreihe, kein Standardprogramm, sondern individuell zusammengestellte Unterrichtsstunden, selbst im Gruppenunterricht. Damit auch im Gruppenunterricht jeder Einzelne mit seinen Entfaltungsmöglichkeiten im Mittelpunkt steht, sind die Gruppen auf wenige Teilnehmer ausgerichtet.

 

Atem: Herzstück des Viniyoga

Der Atem ist das Herzstück in der Tradition Krishnamacharyas. Als unmittelbarerer Ausdruck der Lebenskraft. Als Verbindung zur Quelle des Lebens. Als Mittler zwischen Körper, Geist und Gefühlen.

Im Unterricht bedeutet dies, dass in der Asanapraxis der Atem bewusst angesagt wird. Das Üben der Bewegungen im Fluss der eigenen Atmung verändert die Qualität der Praxis und wirkt sich spürbar auf Körper und Geist und Gefühle aus.

 

Tradition Krishnamacharya

Verbinden von Tradition und Moderne – so könnte die Überschrift über das Leben und Werk Sri Tirumalai Krishnamacharyas (1888-1989) lauten.

Krishnamacharya war ein großer Gelehrter und gehörte zu den beeindruckendsten Persönlichkeiten Indiens. Er gilt aus vielerlei Hinsicht als Vater des modernen Yoga.

Um den Yoga jedem Menschen zugänglich zu machen, brach Krishnamacharya mit einigen Konventionen seiner Zeit und seiner Kultur. Und obwohl er selbst ein gläubiger Brahmane war, unterrichtete er unorthodox: Sein großer Verdienst war seine Fähigkeit, das Wissen des Yoga an den sich verändernden Lebensstilen und Bedürfnissen des modernen Menschen individuell anzupassen.

Er verband den Hatha Yoga mit dem klassisch-philosophischen Yoga. Krishnamacharyas Lehre stützt sich auf die ca. 2000 Jahre alte Lehrschrift „Yogasutra“ von Patanjali und andere wesentliche Grundlagentexte wie die Baghavadgita. Mein Unterricht orientiert sich an Patanjalis Ausführungen über Yoga.